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Co-op Großbritannien setzt auf 100 % Greenwashing statt auf 100 % Fairtrade

Arne Homborg
(24.05.2017)
Der britische Lebensmittelhändler Co-op verkauft ab sofort alle Schokoladen unter seiner eigenen Marke mit Fairtrade Label. Präsentiert dazu aber eine Lösung, die überhaupt nicht für 100 % Fairtrade Kakao sorgt.

Individuelle Lösung für kleine und große Lieferanten

Insgesamt kauft die Co-op rund 200 Produkte bei rund 50 Herstellern ein. Um die Umstellung für alle Produkte, auch von kleinen Lieferanten, möglich zu machen, hat die Co-op mit Fairtrade ein Ausgleichsmodell entwickelt. Dabei werden die Hersteller in zwei Gruppen aufgeteilt. Alle Hersteller, die mehr als 24 Tonnen Kakaobohnen pro Jahr für Co-op verarbeiten, müssen den Kakao Zukünftig selbst zu Fairtrade-Bedingungen einkaufen. Für die vielen kleinen Lieferanten, für die der Aufwand laut Co-op zu groß wäre, übernimmt die Co-op die Fairtrade Prämien. Dazu melden alle kleineren Hersteller jedes Quartal die Menge Kakao, die für die Co-op verarbeitet wurde. Für diese Menge zahlt dann die Co-op direkt an die Fairtrade Foundation die entsprechenden Fairtrade Prämien. Die Co-op schätzt das dadurch pro Jahr rund 40.000 Pfund zusammenkommen.

Fairtrade ohne Fairtrade Kakao nur noch Greenwashing?

Schon lange gibt es Kritik daran, dass in Fairtrade Schokolade nicht unbedingt auch Fairtrade Kakao enthalten sein muss. Denn für das Fairtrade Label reicht es aus, ausreichend Fairtrade Kakao einzukaufen um theoretisch den Bedarf für Produkte mit Fairtrade Label zu decken. Der Fairtrade Kakao kann dann aber auch für andere Produkte verwendet werden und in den Produkten mit Fairtrade Label kann ganz normaler Kakao landen. Im Unterschied zu Bio Schokoladen aus Bio Kakao, weiss man also bei Fairtrade nicht, was für Kakao eigentlich in der Schokolade ist.
Mit der Regelung für die kleinen Lieferanten von Co-op geht man jetzt noch einen Schritt weiter. Diese müssen nicht einmal mehr überhaupt Fairtrade Kakao einkaufen. Stattdessen wird einfach normaler Kakao gekauft und nur noch direkt an die Fairtrade Foundation gezahlt. Statt von einer Fairtrade Prämie für die Kakaobauern könnte man auch von einer Greenwashing Prämie an die Foundation sprechen. Grundlegende Ideen des fairen Handels wie direkte Beziehungen zwischen Verarbeiter und Kakaobauern und langjährige Partnerschaften bleiben bei diesem System auf der Strecke. Kein einziger Kakaobauer bekommt für seinen Kakao auch nur einen Cent mehr, obwohl am Ende auf der Schokolade im Laden das Fairtrade Label prangt. Was an der Schokolade noch „fair gehandelt“ ist, wenn überhaupt kein Kakao zu fairen Bedingungen gehandelt wurde, bleibt rätselhaft.

Geld geht an die Women’s School of Leadership

Die etwa 40.000 Pfund die die Co-op an die Fairtrade Foundation zahlt, werden in das neue Fairtrade Projekt Women’s School of Leadership in der Elfenbeinküste fließen. Neben dem Geld der Co-op fließen auch Beträge direkt von der Fairtrade Foundation und einigen anderen Unternehmen in das Projekt. Die Women’s School of Leadership soll den Frauen unternehmerische Fähigkeiten vermitteln und zu einer Veränderung der Rolle der Frau in der Gesellschaft beitragen.