Die Rainforest Alliance, einer der weltweit größten Zertifizier für nachhaltig angebauten Kakao, stärkt das eigene Kakaozertifizierungsprogramm. Das neue Zertifzierungsprogramm soll im Juni 2020 veröffentlicht werden und in den darauffolgenden 12 Monaten weltweit eingeführt werden. Ziel des neuen Zertifizierungsrahmens ist die weitere Verbesserung bei der Nachhaltigkeit im Kakaoanbau, mehr Transparenz und die Verbesserung der Lebensgrundlage der Kakao-Farmerinnen und -Farmer. So sollen Kinderarbeit und die Abholzung von Wäldern weiter bekämpft werden.
Seit 33 Jahren zertifiziert die Rainforest Alliance den nachhaltigen Anbau von Rohstoffen, unter anderem von Kakao. Kern des neuen Zertifzierungsprogramms sollen strengere Prüfungsregeln und ein verbessertes Rückverfolgbarkeitssystem sein. Insgesamt sollen 2 Millionen US-Dollar in die Qualitätssicherungs- und Transparenz-Methoden fließen. Rund 5 Millionen Dollar sollen bereitgestellt werden um FarmerInnen dabei zu unterstützen die neuen Richtlinien und Anforderungen umzusetzen.
Neue Maßnahmen gegen die Abholzung von Wäldern
Um der Abholzung von Wäldern besser entgegentreten zu können, werden mit Einführung der neuen Regeln von allen Farmen in Westafrika genaue GPS-Koordinaten erfasst. So ist es möglich Beeinträchtigungen von geschützten Waldgebieten einfacher aufzudecken.
Maßnahmen für die Farmerinnen und Farmer
Es soll mehr Transparenz bei Investitionen in Kooperativen und Barzahlungen für Kakaoverkäufe geben und es soll ein „Sustainability Differential“ eingeführt werden. Das „Sustainability Differential“ soll aus einem Barbetrag pro Tonne, der an die FarmerInnen ausgezahlt wird und Investitionen auf Ebene der Farmergruppe in Form von Bar- und/oder Sachleistungen bestehen. Unsere Redaktion hat bei der Rainforest Alliance nachgefragt wie hoch diese Zahlungen ausfallen sollen. Rainforest Alliance dazu: „Das Sustainability Differential wird verbindlich eingeführt. Aber wie und in welcher Form es umgesetzt wird, wird aktuell noch diskutiert. Wir prüfen die aktuell gezahlten Beträge, die potenziellen Auswirkungen, die das Living Income Differential hat, und weitere relevante Faktoren, wie etwa die Höhe der Produktionskosten und zusätzlichen Einnahmequellen für FarmerInnen. Unsere Ergebnisse werden wir anschließend in Richtlinien für das Sustainability Differential umsetzen. Diese Richtlinien werden von uns herausgegeben und im Sommer verfügbar sein, ab der Ernte im Oktober 2020 sind diese dann umzusetzen. Dies geschieht zusammen mit einem transparenten Qualitätssicherungsplan. Dieser soll dazu beitragen, dass die FarmerInnen die Beträge auch wirklich erhalten."
Maßnahmen gegen Kinderarbeit
Um im Kampf gegen illegale Kinderarbeit weiterzukommen führt die Rainforest Alliance ein neues System ein. Die Rainforest Alliance dazu:
„Kinderarbeit war, ist und wird in den von uns zertifizierten Betrieben natürlich weiterhin strengstens verboten sein, doch unser geplanter Ansatz von „Assess and Address“ geht viel weiter als nur ein einfaches Verbot. Er motiviert FarmerInnen und Gemeinden, aktiv gegen Kinderarbeit vorzugehen, anstatt diese zu verbergen. FarmerInnen und Zusammenschlüsse von FarmerInnen werden geschult und müssen gemäß unseres neuen Zertifizierungsstandards aktiv Kontrollsysteme und Maßnahmen zur Prävention von Kinderarbeit einführen. Diese Systeme sollen bereits das mögliche Risiko von Kinderarbeit in den jeweiligen Betrieben/auf Farmen bewerten, reduzieren und überwachen, bevor überhaupt ein Vorfall passiert. Gleichzeitig sollen die implementierten Systeme es FarmerInnen erleichtern, tatsächliche Vorfälle von Kinderarbeit auf ihren Farmen zu erkennen und sofortige Maßnahmen zu ergreifen. Unabhängige AuditorInnen prüfen zusätzlich, ob die Farmen/Farm-Gruppen ein solches System wirkungsvoll eingeführt haben, untersuchen Fälle möglicher Kinderarbeit oder gehen Hinweisen nach.
Die International Cocoa Initiative, die einen ähnlichen Ansatz nutzt, schätzt, dass mit dieser Herangehensweise über 60 Prozent der Fälle von Kinderarbeit identifiziert werden können – und diese somit über einen Zeitraum von drei Jahren um mehr als 50 Prozent reduziert wird. Der Ansatz von „Assess and Address“ steht außerdem im Einklang mit den UN-Leitsätzen für Unternehmen und Menschenrechte und den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen.
Der „Assess and Address“-Ansatz ist in unserem neuen Sustainable Agriculture Standard 2020, enthalten. Der Standard wird voraussichtlich im Juni 2020 veröffentlicht und ist ab dem Frühjahr 2021 für alle FarmerInnen, auch außerhalb des Kakaosektors, verpflichtend. Er besagt, dass Farmen und Gruppierungen eine interne ManagerIn ernennen müssen, die/der dem „Assess and Address“-Ausschuss angehört. Diese Person ist für die Prävention, Erkennung und Abschaffung von Kinderarbeit verantwortlich – darüber hinaus übrigens auch für die Prävention und Bekämpfung weiterer Menschenrechtsverletzungen wie Zwangsarbeit oder Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz, ein. Zudem müssen ArbeiterInnen oder FarmerInnen eine ArbeitnehmervertreterIn auswählen, der/die ebenso dem „Assess and Address“- Ausschuss angehört.
Die Rainforest Alliance gibt FarmerInnen und Farmgruppen maßgeschneiderte Leitlinien an die Hand, wie sie dieses System einführen und wie sie alle identifizierten Fälle von Kinderarbeit beheben können. Für FarmerInnen und Farmgruppen wird es von entscheidender Bedeutung sein, mit anderen Interessengruppen (Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft, Lieferkettenakteure) zusammenzuarbeiten, um dieses schwierige Thema anzugehen.
Außerdem stuft die Rainforest Alliance nach geografischer Lage und Kultur das Risiko von Kinderarbeit auf den verschiedenen Farmen ein. Gleichzeitig müssen die Verantwortlichen auf den Farmen ebenfalls eine eigene Risikobewertung durchführen. Wenn von beiden Seiten oder auch nur von einer Seite die Gefahr von Kinderarbeit gesehen wird, müssen die Farmen einen Maßnahmenplan aufstellen und ihre Präventions- und Gegenmaßnahmen wie Schulungen oder Kontrollen auch entsprechend dokumentieren."
Massenbilanz entspricht künftig dem Herkunftsland
Ein häufiger Kritikpunkt an Labeln wie dem von Rainforest Alliance ist, das Produkte die das Siegel tragen nicht unbedingt auch entsprechende Zutaten enthalten. Es wird mit einem sogenannten Massenbilanzverfahren gearbeitet. Das heißt Schokoladenhersteller dürfen Schokolade mit dem Siegel verkaufen und müssen die dafür nötige Menge zu den Bedingungen des Siegels einkaufen. Allerdings kann in der Schokolade mit Siegel ein ganz anderer Kakao stecken und der „Siegel“-Kakao wird in anderen Produkten verwendet. Ab dem 3. Quartal schränkt die Rainforest Alliance dieses Verfahren zumindest auf ein Herkunftsland ein. Damit muss der Kakao für eine Siegel-Schokolade zumindest aus dem Land kommen, aus dem der Siegel-Kakao eingekauft wurde.
Weitere Informationen gibt es bei: https://www.rainforest-alliance.org
Rainforest Alliance stärkt das Kakaozertifizierungsprogramm