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Schokolade in Kirche und Medizin nach der Ankunft in Europa

Schokolade und Kirche - Die Fastenfrage

In allen katholischen Ländern Europas wie Spanien, Frankreich und Teilen Italiens hatte die Schokolade eine kirchliche Hürde zu überwinden: Das Fasten. Die Frage, die man sich stellte, lautete, ist Schokolade ein Getränk oder eine Speise? Wäre sie beides gewesen, so hätten Katholiken sie weder zwischen Mitternacht und dem Heiligen Abendmahl, noch während der vierzig Tage dauernden Fastenzeit, sowie weiteren Fastentagen zu sich nehmen dürfen. Eine unendliche Zahl von Personen und Gruppen äußerte sich hierzu, wobei die wenigen Argumente stets die gleichen blieben. Die Gruppe, die Schokolade während der Fastenzeit erlauben wollte, argumentierte hierzu stets, dass Schokolade ein Getränk ist. Zu dieser Gruppe gehörten unter anderem die Jesuiten (die einen schwunghaften Handel mit Schokolade betrieben!). Ihre Widersacher waren vor allem die puritanischen Dominikaner (die zu dieser Zeit generell gegen die Jesuiten waren!). Diese gegen Schokolade in der Fastenzeit eingestellte Gruppe argumentierte, dass Schokolade zu nahrhaft sei, um nicht als Speise zu gelten. Die Entscheidung wer im Recht sei wurde wiederholt an verschiedene Päpste herangetragen. Unter anderem mussten sich Papst Gregor XIII., Clemens VII., Paul V., Pius V., Urban VIII., Clemens XI. und Benedikt XIV. mit dieser Frage befassen. Zum Glück für die Schokolade entschieden alle Päpste, dass Schokolade ein Getränk sei und das Fasten nicht breche.

Schokolade und Medizin

Im Europa des Mittelalters herrschte eine wertlose und oft sogar schädliche Zusammenstellung medizinischer Theorien auf der Grundlage, der aus der griechischen Antike überlieferten Humoralpathologie. Die Theorie der Humoralpathologie besagt, dass die Krankheiten durch eine fehlerhafte Mischung der Körpersäfte (Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle) entstehen. Diesen vier Körpersäften werden die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde, sowie die Temperamente (Gemütszustände) gleichgesetzt. Diese Theorie wurde von Galen (geboren ca. 130 v. Chr.) erweitert. Er behauptete, dass die Körpersäfte jeweils heiß oder kalt und feucht oder trocken sind (Blut ist zum Beispiel heiß und feucht). Galens Hauptlösung zur Behandlung von Krankheiten bestand darin, mit Gegensätzen zu heilen, so behandelte er „heißes“ Fieber mit einem „kalten“ Heilmittel. Da Galen der Ernährung eine große Rolle beimaß, wurden alle Nahrungsmittel diesem System eingeordnet. Damit die Schokolade in Europa Fuß fassen konnte, musste auch sie in dieses fehlerhafte System eingeordnet werden. Der spanische Hofarzt Francisco Hernández kam um 1570 nach Mittelamerika, um im Auftrag Philipp II. die einheimischen Pflanzen zu untersuchen. Den Kakao klassifizierte er als „dem Wesen nach gemäßigt“ mit einer Tendenz zum „Kalten und Feuchten“. Somit war Schokolade ideal bei heißem Wetter und zur Behandlung von Fieber. Quelle: Hernández.

Genauso entscheidend für den Erfolg der Schokolade waren die „gesundheitsfördernden“ Gewürze. Die Gewürze, so urteilte Hernández, seien überwiegend „heiß“ und eigneten sich zum Beispiel gegen Magenschmerzen und Koliken. Auch wenn die Meinungen über die Schokolade immer wieder auseinandergingen, Schokolade wurde als gesund und nahrhaft anerkannt und setzte sich, wohl hauptsächlich aufgrund des angenehmen Geschmacks, als das beliebteste Getränk der europäischen Elite durch.

Weiter mit der Geschichte der Schokolade:

Geschichte der Schokolade in Deutschland bis 1800