Kakaopreis - Blick in die Glaskugel

Klimawandel und El Niño sorgen für weitere schlechte Ernten
15. Mai 2024 durch
Arne Homborg

Der fortschreitende Klimawandel, in diesem Jahr noch verstärkt durch das Wetterphänomen El Niño, sorgt für weitere schlechte Ernten beim Kakao. Damit ist mit einer Entspannung am Kakaomarkt nicht zu rechnen, zumal es seit Jahrzehnten strukturelle Probleme beim Kakaoanbau gibt.

Jetzt rächt sich, dass seit Jahrzehnten zu wenig für Kakao bezahlt wurde. Kakaofarmer konnten nicht nur kein vernünftiges Leben führen, es fehlte auch das Geld für Investitionen zum Erhalt der Plantagen, ganz zu schweigen von Investitionen um Plantagen möglicherweise fit für ein sich änderndes Klima zu machen. Mangels Investitionen sind weltweit viele Kakaobestände überaltert und nicht nur die Kakaobäume, sondern auch die Farmer werden immer älter. Die nachfolgenden Generationen drehen dem Kakaoanbau zunehmend den Rücken zu, sowohl in Lateinamerika, wie auch in Afrika flüchten die jungen Menschen in die großen Städte.

Ein Kakaopreis von 2.000 Euro bis 3.000 Euro pro Tonne, wie wir ihn in den letzten Jahrzehnten hatten, reicht kaum zum Überleben und bietet keine Perspektive. Die Krise am Kakoamarkt ist also - wie die Klimakrise - ein selbstgemachtes Problem. Kakao wird in Zukunft teurer bleiben. Entweder weil wir in Farmen und den Kampf gegen den Klimawandel investieren, oder weil er ohne Investitionen immer knapper werden wird.

Blick in die Glaskugel - eine persönliche Meinung

Nach dem der Kakaopreis vor wenigen Wochen bei über 10.000 Euro pro Tonne lag und damit 4-mal so hoch wie in den vergangenen Jahren, liegt er heute bei rund 6.000 Euro pro Tonne. Das ist immer noch das 2,5-fache des ursprünglichen Preises. Ein Preis zwischen 5.000 und 6.000 Euro dürfte auch das Mindeste sein, was den Kakaoanbau mittelfristig interessant genug macht um Farmer auf den Plantagen zu halten und wieder in Kakao zu investieren.

Dafür müssen die höheren Kakaopreise aber auch bei den Farmern ankommen. In der Elfenbeinküste, dem weltweit größten Kakaoproduzenten, wurde der staatlich festgelegte Kakaoankaufpreis auf den Farmen zwar Anfang April erhöht, aber nur um das 1,5-fache auf umgerechnet gerade einmal ca. 2.300 Euro pro Tonne. Das wird nicht genug sein um die Probleme im Kakaoanbau zu lösen. Mittelfristig erwarte ich einen Kakaopreis zwischen 5.000 Euro und 8.000 Euro. Bleiben Investitionen in die Kakaoplantagen und im Kampf gegen den Klimawandel weiter aus, wird der Kakaopreis in wenigen Jahren weit oberhalb von 10.000 Euro pro Tonne liegen.

Was schon sicher ist - Schokolade wird deutlich teurer

Sicher vorhersagen lässt sich jetzt bereits, dass alle Kakao- und Schokoladenprodukte in diesem Jahr deutlich teurer werden, oder es schon geworden sind. Wer von Preisen wie vor einem Jahr träumt wird lange und vermutlich vergebens warten können. Am Halbfabrikate Markt haben sich die Preise teilweise vervierfacht.

Dagegen fallen die Preiserhöhungen vieler Markenhersteller noch vergleichsweise gering aus. Das trifft sowohl große Konzerne wie auch das Handwerk. Die weit verbreiteten belgischen Kuvertüren von Callebaut sind bereits um rund 20 % teurer geworden. Der französische Edelkuvertüren Hersteller Valrhona hat für Ende des Monats eine Preiserhöhung um, je nach Produktgruppe, 15 % bis 20 % angekündigt. Bei kleineren Kakaoverarbeitern ist häufig auch von deutlich mehr als 20 % die Rede.

Neben Preissteigerung ist außerdem schon sicher, das man bei einzelnen Kakaos mit Lieferengpässen rechnen muss. Wer unbedingt den Kakao einer einzelner Kooperative oder Plantagen haben möchte, oder daraus hergestellte Schokolade, sollte sich nicht darauf verlassen das genügend davon geerntet wird um die Nachfrage zu erfüllen.

Arne Homborg 15. Mai 2024
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