Die Maya in der klassischen Periode in Mittelamerika
Die klassische Periode, die auch als goldene Zeit Mittelamerikas bezeichnet wird, war geprägt durch eine Reihe hochentwickelter Kulturen, allen voran die Maya. Diese Blütezeit dauerte von 300 n. Chr. bis 900 n. Chr.. Sie war gekennzeichnet durch politische, intellektuelle und städtische Entwicklung, mit monumentaler Architektur und faszinierender Kunst. Neben den Zentren der Maya waren Teotihuacan, Cholula und Monte Alban führende Zentren Mittelamerikas. Durch die Religion als gemeinsames Glied wurden alle diese Zentren verschiedener Gesellschaften zusammengehalten. Die Priesterklasse übernahm die führende Rolle in Politik, Wissenschaft und Kultur. Die folgende Karte gibt einen Überblick über das von Maya bevölkerte Gebiet und weitere Volksgruppen in Mittelamerika der klassischen Periode:
Die Kultur der Maya
Die Kultur der Maya geht zurück bis etwa 1500 v. Chr.. Um etwa 1000 v. Chr. wandern die Maya, die zuvor in den Hochländern Guatemalas und Chiapas gelebt hatten, in das Tiefland ein. Zunächst besiedeln sie das Flachland entlang des Peténs im Norden Guatemalas und verbreiten sich schließlich über ganz Yucatán.
Grundlage ihrer Kultur war die Landwirtschaft. Als Grundnahrungsmittel wurden unter anderem Mais und Bohnen angebaut. Darüber hinaus kultivierten die Maya aber auch andere Pflanzen wie z.B. den Kakaobaum.
Komplexe Hieroglyphenschrift
Den Höhepunkt erreichte die Maya Kultur während der klassischen Periode etwa zwischen 300 und 900 n. Chr.. Sie verfügten über eine komplexe Hieroglyphenschrift, mit deren Hilfe sie alles niederschreiben konnten, was sich in ihrer Sprache ausdrücken ließ. Das System ihrer Schrift war zu einem Teil phonetisch-syllabisch (d.h. mit Zeichen, die für ganze Silben standen) und zum anderen Teil semantisch (d.h. mit Zeichen, die für Bedeutungseinheiten standen). Die Entschlüsselung des phonetischen Teils der Schrift gelang dank des Durchbruchs, der dem russischen Epigraphiker Jurij V. Knorosow in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts gelang. Die Entzifferung der cacao-Hieroglyphe gelang schließlich dem Epigraphiker David Stuart. Die cacao-Hieroglyphe „bestand aus der Zeichnung eines Fisches, der ein kammähnliches Zeichen vorausging, welches als die Silbe ka identifiziert werden konnte, und mit dem Zeichen für -w endete. Vieles deutet darauf hin, dass 'Fisch' nur der Ersatz für das 'Kamm'-ka-Zeichen war (der 'Kamm' stellt in Wirklichkeit eine Fischgräte dar), so dass Stuart das ganze Gebilde als ka-ka-w, sprich 'cacao', las.“ (Coe 1997). Die obere Abbildung zeigt die klassische Hieroglyphe für Kakao, gefunden auf klassischer Keramik, die untere zeigt eine postklassische cacao-Hieroglyphe aus dem Dresden-Kodex. Darunter ein klassisches Trinkgefäß, ca. 500 n. Chr., aus einem Grab bei Río Azul (Guatemala). Untersuchungen ergaben, dass dieses Gefäß Kakao enthalten hat. Die cacao-Hieroglyphe ist auf dem Deckel zu erkennen.
Kakaokrug der Maya mit der Hieroglyphe für Kakao auf dem Deckel.
Wissenschaft und Religion bei den Maya
Über die Schrift hinaus verfeinerten die Maya die Wissenschaften. Sie konnten den Mondlauf und andere Himmelsereignisse äußerst exakt berechnen und verfügten über einen Kalender, der genauer war, als der von uns heute verwendete. Die Wissenschaften der Maya waren eng verbunden mit ihrem Glauben. Die Religion der Maya mit ihren vielen verschiedenen Gottheiten und den über das ganze Jahr verteilten Riten war sehr komplex. Die wichtigsten Götter waren Itzamna und Ix Chel, Vater und Mutter aller anderen Götter, sowie der Regengott Chac. Die Architektur der Maya lehnte sich an die Bauten anderer mittelamerikanischer Kulturen an. Verfeinert um aufwendige Reliefkunstwerke und Wandmalereien zeigen sie gemeinsam mit den kunstvoll mit Gravuren und Bemalungen versehenen Keramikgefäßen den hohen Reichtum der Stadtstaaten. Diese Stadtstaaten bildeten kein einheitliches Staatengebilde, sondern führten praktisch ununterbrochen gegeneinander Kriege, was die kulturellen Leistungen der Maya nur um so erstaunlicher erscheinen lässt.
Das Ende der Maya-Hochkultur
Die Blütezeit der Maya endete zwischen 800 und 900 n. Chr. mit dem Zusammenbruch einiger bedeutender Stadtzentren. Die Ursachen hierfür sind bislang nicht vollständig geklärt. Als mögliche Erklärungen dienen vor allem Überbevölkerung und eine Verschlechterung der Umweltbedingungen, darüber hinaus werden Kriege, Erdbeben und Eindringlinge von außen als Ursachen genannt. Der Zusammenbruch der Mayakultur war allerdings nicht vollständig, so kam es in einigen Regionen noch einmal zur Entstehung mächtiger Städte. Besonders im Nordwesten Yucatáns mit den Städten Ucmal und Kabah, sowie im Zentrum des Landes in Chichén Itzá kam es zu einer Renaissance. Im 10. Jahrhundert n. Chr. schließlich eroberte ein neuer Stamm weite Teile Mittelamerikas, die Tolteken. Sie herrschten bis etwa zur Mitte des 12. Jahrhunderts als ihr Reich vermutlich wegen interner Streitigkeiten zerfiel. Die von Tolteken beherrschten Mayaregionen zerfielen wieder in einzelne sich bekämpfende Stadtzentren und die Azteken übernahmen die Vorherrschaft über große Teile Mittelamerikas.
Teotihuacan
Die Stadt Teotihuacan, auch „Stadt der Götter“ genannt, befand sich etwa 30 Meilen nordöstlich vom heutigen Mexico City. Sie war eines der bedeutendsten religiösen und wirtschaftlichen Zentren. In ihren besten Jahren hatte sie über 100.000 Einwohner. Die Bewohner schrieben Bücher und hatten einen in 260 Tage unterteilten Kalender. Die Gesellschaft der Teotihuacan gründete sich auf Landwirtschaft, Edelstein-Minen und Handelsbeziehungen in weite Teile Mittelamerikas. Zu den architektonischen Leistungen gehört auch die Sonnenpyramide, die die drittgrößte Pyramide der Welt ist. Teotihuacan wurde im 7. Jahrhundert geplündert und gebrandschatzt, seine Kultur aber strahlte auf die Ära der späteren Azteken aus und ist bis heute gegenwärtig.
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