Berliner Erklärung ist die neue Vision der Kakaoindustrie

4. Mai 2018 durch
Arne Homborg
Die Berliner Erklärung, die Abschlusserklärung der 4. Weltkakaokonferenz (22. bis 25.04.2018 in Berlin), macht deutlich, dass sich im Geschäft mit Kakao etwas ändern muss. Grundlage für einen langfristig nachhaltigen Kakaosektor muss ein angemessenes und existenzsicherndes Einkommen der Kakaobäuerinnen und -bauern sein und dafür müssen alle am Geschäft mit Kakao beteiligten Akteure Verantwortung übernehmen. Insgesamt 1.500 Teilnehmer aus der internationalen Kakao- und Süßwarenindustrie nahmen an der 4. Weltkakaokonferenz teil und befassten sich mit den Problemen und möglichen Lösungen im Kakaoanbau und -handel. „Ein weiter wie bisher wird nicht funktionieren“, machte Dr. Jean-Marc Anga, Direktor der Internationalen Kakaoorganisation (ICCO) gleich zu beginn der Konferenz klar. In der Abschlusserklärung hielten die aus 65 Ländern angereisten Teilnehmer daher auch fest, dass es dringender Veränderungen bedarf und die bisherigen Anstrengungen für einen nachhaltigen Kakaosektor nicht ausreichen. Namentlich nennt die Berliner Erklärung die Probleme der Armut der Kakaobauern, Entwaldung, Kinderarbeit, mangelnde Gleichberechtigung und Menschenrechtsverletzungen. Die Schaffung eines ausreichenden Einkommens für die im Kakaoanbau beschäftigten Menschen dürfte dabei der Schlüssel zum Erfolg sein. Ohne sichere Existenz werden Probleme wie illegale Rodungen und Kinderarbeit kaum zu unterbinden sein. Die Berliner Erklärung stellt auch fest, dass die bisherigen freiwilligen Leistungen nicht den gewünschten Durchbruch brachten und deshalb überdacht werden müssen. Gleichzeitig wird festgehalten, dass es für den Kakaosektor allein kaum möglich ist, auf Staaten und Gesellschaften ausreichend Einfluss zu nehmen und dass eine Lösung der Probleme daher auch Anstrengungen der Anbauländer und ihrer Gesellschaften bedarf. Der Kakaosektor, so die Berliner Erklärung, kann eine Entwicklung aber fördern. Dies könne vor allem durch die Stärkung und Ausweitung lokaler Organisationen von Kakaobauern erfolgen.

Empfehlungen zur Verbesserung

Die Berliner Erklärung macht eine Reihe von Empfehlungen, mit deren Umsetzung die beteiligten Akteure für einen nachhaltigen Kakaosektor sorgen können. So sollen alle Akteure Regeln entwickeln und einführen, die ein ausreichendes Einkommen der Farmer sicherstellen und die Rechte von Frauen stärken, sowie Kinderarbeit unterbinden. Wichtige Akteure sollen zudem Finanzierungs- und Versicherungsmöglichkeiten, auch für kleine Farmer, schaffen. Die Regierungen der Kakaoanbauländer und internationale Organisationen sollen Regeln einführen und durchsetzen, die illegale Abholzung und Rodung stoppen und für Wiederaufforstung und nachhaltige Agroforstsysteme sorgen. Für den Handel und die Verarbeitung von nachhaltig produziertem Kakao soll ein Rückverfolgbarkeitssystem entwickelt und eingeführt werden. Der zusätzliche Aufwand und Kosten dürfen dabei nicht zu Lasten der Farmer gehen. Die 4. Weltkakaokonferenz zeigt mit der Berliner Erklärung den Willen der Branche zu Veränderungen. Jetzt kommt es darauf an, dass alle Akteure ihre Hausaufgaben machen. Die vollständige Berliner Erklärung mit allen Empfehlungen wurde durch die ICCO veröffentlicht: https://www.icco.org/about-us/icco-news/387-berlin-declaration-of-the-fourth-world-cocoa-conference.html 
Arne Homborg 4. Mai 2018
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