Die nächste Sau im Dorf: Morgens Schokolade Essen hilft beim Abnehmen

Nur das „Abstract“ des Versuchs zu lesen hätte gereicht um solche Artikel nicht zu veröffentlichen
2. Juli 2021 durch
Arne Homborg

Immer wieder geistern wahnsinnig tolle Meldungen über den positiven Einfluss von Schokolade auf unsere Gesundheit durch die Medien oder wie man bei uns sagt, die nächste Sau wird durchs Dorf getrieben. Und JA, als Schokoladenliebhaber, Hersteller und Händler würden wir das alles nur allzu gerne glauben. Nur stimmen tut es so, wie es in den Medien verbreitet wird so gut wie nie. Meist treten diese Wellen von Meldungen über gesundheitliche Vorzüge von Schokolade immer dann auf, wenn irgendein Medienschaffender eine Studie von Biologen oder Medizinern zu etwas aufbauscht, was sie nicht ist. Meist reicht schon das Abstract (Zusammenfassung) der Studie zu lesen um das zu erkennen.

Aktueller Fall: „Abnehmen: Schokolade zum Frühstück zur Reduzierung des Taillenumfangs"

Laut den unzähligen Medien, die unter diesem Titel Berichte veröffentlichen würde der Verzehr von Schokolade zum Frühstück beim Abnehmen helfen. Es gab Titel wie „Kein Witz: Wer Schokolade zum Frühstück isst, nimmt ab!“.
Dabei beruft man sich auf die im FASEB Journal veröffentlichte Studie: „Timing of chocolate intake affects hunger, substrate oxidation, and micobiota: A randomized controlled trial“

Schon beim Titel fällt auf, dass die Wissenschaftler selbst offenbar keinen hervorhebenswerten Abnehmeffekt sehen, der es in den Titel geschafft hätte. Also lesen wir uns das Abstract (eine jeder wissenschaftlichen Arbeit vorangestellte Zusammenfassung) durch. Dabei fällt zunächst der Umfang der Untersuchung auf. Der Test fand mit gerade mal 19 Frauen für zwei Wochen statt. Das ist ein Mittel in der wissenschaftlichen Forschung, das Hinweise für weitere Forschungsarbeiten liefer kann. Aber ein Test in diesem Umfang kann keinerlei Belege für Aussagen zum Abnehmen liefern, geschweige denn diese Wirkung beweisen. Würde irgendjemand sich einen Corona-Impfstoff geben lassen, der für zwei Wochen an 19 Personen getestet wurde?

Was wurde in der Studie gemacht uns was sagen die Versuchsergebnisse?

Zunächst einmal, die Ergebnisse des Versuchs beweisen nichts, sondern liefern nur Hinweise auf mögliche Zusammenhänge. In dem Versuch haben 19 postmenopausale Frauen für zwei Wochen entweder Morgens 100 g Schokolade, oder Abends 100 g Schokolade, oder gar keine Schokolade gegessen.

Das entsprach bei den Teilnehmerinnen etwa 30 % ihrer täglichen Energiezufuhr. Im Unterschied zu vielen anderen Studien wurde keine dunkle Schokolade, sondern Milchschokolade (18,1 % Kakao, 57,5 % Zucker) verwendet. Es wurde also vor allem eine geballte Ladung Zucker zu sich genommen und weniger Kakao. Untersucht wurde unter anderem die Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel, die Fettverbrennung, den Schlafrythmus, die Gesamtenergieaufnahme, Mikrobiota und das Hungergefühl.

Bezüglich des Gewichtes der Teilnehmerinnen sprechen die Forscher davon, dass es trotz der Schokoladenzufuhr nicht zu einer Gewichtszunahme kam. Obwohl die Teilnehmerinnen insgesamt mehr Kalorien zu sich genommen hatten, als ohne Schokolade. Der Abnehmeffekt der bei bei der Gruppe die Morgens Schokolade gegessen hatte auftrat beläuft sich auf eine Reduzierung des Taillenumfangs von 1,7 %. Bei der kleinen Teilnehmerzahl ein Wert der purer Zufall sein kann. Deutlicher waren die Messwerte für die Fettverbrennung die in der Morgengruppe mit plus 25,6 % schon einen Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang liefern. Dafür stellte man bei der Abendgruppe eine um 6,9 % erhöhte körperliche Aktivität und einen ruhigeren Schlaf fest.

Für Schokoladenkonsumenten sind solche Untersuchungen wertlos. Interessant sind sie für Wissenschaftlicher die schon aus Kostengründen zunächst mit kleinen Versuchen nach möglichen Zusammenhängen suchen müssen, bevor man mit größeren Studien oder aufwändigeren Test nach tatsächlichen Vorgängen im Körper suchen kann.

Genießt Eure Schokolade! Genuß ist auf jeden Fall gut fürs Wohlbefinden.

Arne Homborg 2. Juli 2021
Diesen Beitrag teilen
Archiv